Katharina Merzenich. Die Worldwide Web-Oma

«Das ist aber keine Werbeveranstaltung», ist das erste, was Katharina Merzenich zu mir sagt, als wir uns in Stolberg treffen. Sie ist überaus freundlich, aber gerade heraus. Ich kann sie beruhigen: Nein, liebe Katharina, das ist es nicht. Ich möchte über ein gutes Leben sprechen. Über das, was es für Menschen bedeutet. Ganz unterschiedliche Menschen. Über die guten Seiten des Lebens und über die schlechten. Ich will Menschen und ihre Erfahrungen kennen lernen. Lernen, mehr erfahren. Über das, was uns bewegt.

 

Apropos: Bewegung und Lebenserfahrung sind zwei Themen, über die Katharina Merzenich viel erzählen kann. Sie ist knapp 90 Jahre alt und immer noch sehr aktiv. Im wahrsten Sinne des Wortes. Sie ist im Turnverein und geht regelmässig ins Fitnessstudio. Sie tanzt, spielt Boule und singt leidenschaftlich gerne im Verein. Beeindruckend! Generell ist sie gern mit und unter Menschen. Bei all ihren Aktivitäten geht es auch immer um das Gemeinschaftliche.  

Weltweit vernetzt

Ziemlich fit ist Katharina Merzenich auch im Umgang mit dem Internet. Allein schon deshalb, weil die Familie sehr verstreut ist. Töchter, Enkel und Urenkel leben in Frankfurt, in den Niederlanden und in Australien. Nicht gerade vor der Haustür. Mit 80 hat sie deshalb ein iPad von ihren Enkeln bekommen. Seither steht sie mit der Familie auch digital im regelmässigen Austausch, egal ob WhatsApp, E-Mail oder Facetime. Und sie hat sichtlich Freude daran. Ihre Freundinnen nennen sie deshalb eine «Weltoma». Und das sogar im Worldwide Web. Schön, wenn man so verbunden bleiben kann.

Räumlich ist das verbunden sein für Katharina Merzenich etwas weniger einfach. Sie hat keinen Führerschein. «Das war früher bei Frauen einfach nicht üblich», berichtet sie. Deshalb sei ihr auch wichtig, dass es einen guten öffentlichen Verkehr gibt, der gerade auch Dörfer mit der Stadt verbindet. In Verbindung sein ist für sie essentiell. Ihr geht es dabei aber um weit mehr als nur Kurzweile. Menschen im Umfeld, die sich um einen kümmern und um die man sich kümmert, das sei wichtig. Deshalb brauche es Gesellschaft. Was ihr noch wichtig ist? Nachhaltigkeit zum Beispiel. Und das fange im Kleinen an. Beim Fensterputzen habe sie neulich zum hundertsten Mal den Abzieher tadellos gereinigt, obwohl alle sagen würden, sie solle ihn wegwerfen und sich einen neuen zulegen. Wegwerfgesellschaft ist nicht ihres. Das seien Werte die auch für die Jugend wichtig seien. Es sei ja immerhin ihre Zukunft. Was ihr wichtig sei? «Ein warmes Zuhause», antwortet sie lachend. Und gute Gesellschaft eben. Ihre Freundinnen würden sie schon immer necken und fragen, warum sie keinen Freund habe. Sie antwortet dann immer:  «Wer weiss, das kann alles kommen, man sollte niemals nie sagen.» Wenn ich 90 bin, würde ich gerne sein wie Katharina Merzenich. Ich durfte ein echtes Vorbild kennenlernen. Das höre sie nicht zum ersten Mal, sagt sie. Und sicher nicht zum letzten Mal. Eine beeindruckende Persönlichkeit. Ich bedanke mich herzlich für den Austausch und deine Zeit. Alles Gute und bleib gesund, Katharina. Wer mehr über Katharina Merzenich erfahren will, dem sei dieser Beitrag empfohlen. 

Was ich daraus für mein gutes Leben mitnehme und für unser gutes Leben, das lest ihr hier. Ich freue mich auf eure Anregungen, eure Kommentare und euer Feedback. Denn ein gutes Leben geht uns alle an.

Ihr wollt mir mitteilen, was euch bewegt, eure Sorgen oder Wünsche, wenn es um ein gutes Leben geht. Schreibt mir einfach.

 

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