Udo Dohlen: Der Förderer des Handwerks

Handwerk hat goldenen Boden, hieß es früher, wenn es um die Ausbildungswahl ging. Aber Zeiten ändern sich. Das erlebt der 50-jährige Udo Dohlen tagtäglich. Sein Geschäft läuft, aber um die Zukunft des Nachwuchses sorgt er sich. Dohlen ist Isoliermeister aus Stolberg und seit 20 Jahren im Vorstand des Arbeitskreises «junger Handwerksunternehmer:innen» der Handwerkskammer Aachen. Er lebt für sein Handwerk und das Wohl seiner Mitarbeiter liegt ihm sehr am Herzen. Aber der Nachwuchsmangel treibt ihn um. Bewundernswert, dass er nicht lamentiert. Er tut das Gegenteil. Er engagiert sich. Mit Herzblut und Aufklärung.

«Eine Lehre nach dem Schulabschluss wird immer weniger in Betracht gezogen oder wenn überhaupt die Lehre in einem großen renommierten Wirtschaftsunternehmen in dieser Region angestrebt wird, dann vorzugsweise jedoch im Büro», so der Handwerksmeister. Das Handwerk würde oftmals gar nicht erst in Betracht gezogen. Udo Dohlen möchte hier ein Zeichen setzen und zeigen, wie spannend und auch relevant die handwerklichen Berufe sind. Deshalb engagiert er sich seit 25 Jahren in der Handwerkskammer und unterstützt junge Erwachsene auf ihrem Weg in eine berufliche Laufbahn im Handwerk. Wer kennt heute schon noch den Beruf des Wärme-, Kälte- Schall- und Brandschutz-Isoliermonteurs?

Um den Beruf näher zu bringen, besucht er regelmäßig verschiedene Schulen in Stolberg und Aachen, vorzugsweise die Klassen 8 und 9. Außerdem ist er mit seinem Unternehmen auf großen Ausbildungsmessen unterwegs. So macht er aus der Not eine Tugend getreu dem Motto: «Wenn du nicht sichtbar bist, wirst du nicht gefunden.» Auf den Messen steht er neben den großen Unternehmen und wirbt um ihre Aufmerksamkeit. Entsprechend viel Energie muss er aufwenden, um junge Menschen davon zu überzeugen, sich für eine Ausbildung in seinem Unternehmen zu entscheiden. Als Paradebeispiel nennt er einen seiner Mitarbeiter, der nach dem Hauptschulabschluss mit gerade einmal 16 Jahren eine Lehre begann. Er schloss als Jahrgangsbester ab und hat mittlerweile sogar einen Meistertitel inne. Seither entwickelte sich der Kollege zur rechten Hand von Udo Dohlen. «Heutzutage muss man junge Talente fördern, wenn man das Potenzial erkennt und vor allem, wenn der Wille der jeweiligen Person vorhanden ist», zeigt sich Dohlen zufrieden. Zumal das Handwerk selbst tatsächlich goldenen Boden hat.

Warum Handwerk Sinn macht

In Anbetracht von Aufträgen schaut Dohlen optimistisch in die Zukunft. Sein Unternehmen lebt zu 90 % von Stammkunden. An öffentlichen Ausschreibungen nimmt er deshalb nur ein- bis zweimal im Jahr teil, um ein gewisses Preisgefühl zu bewahren. Aber es geht ja nicht nur ums Geld. Viele junge Menschen treibt heute die Sinnfrage um, wenn sie an ihre berufliche Zukunft denken.

Wie viel Sinn und vor allem Tatkraft im Handwerk stecken bewiesen Dohlen und seine Mitarbeiter nach dem Hochwasser. Da er in Stolberg ansässig ist, haben er und seine Mitarbeiter unmittelbar ihre Stammkunden um Geduld gebeten, um vor Ort helfen zu können. Insbesondere half sein Betrieb bei der Instandsetzung der städtischen Gebäude, wie zum Beispiel der Schule, mit. Was hier pragmatisch gut funktioniert hat, scheitert in der Regel zu normalen Zeiten am Vergabesystem. Nach geltendem Recht müssen vor der Vergabe öffentliche Ausschreibungen durchgeführt werden. Und da gilt meist die Devise: Der Billigste gewinnt. Es fehlt vielerorts an Pragmatismus und Förderwillen für die Unternehmen vor Ort. Aber er will nicht klagen: Sein Unternehmen ist etabliert, er erfreut sich an jungen Menschen, die er für einen Beruf begeistern kann. Und auch privat geht es ihm gut. Da denkt er vor allem an seine beiden Kinder.

Was besser sein könnte

Ob er etwas ändern würde? Persönlich ist er glücklich. Allerdings sieht er eine immer größere Schere zwischen Arm und Reich Deutschland. Mit Blick auf diese soziale Ungerechtigkeit wäre es ihm wichtig, dass der Wohnungsbau stärker gefördert wird. Es kann in seinen Augen nicht sein, dass heutzutage beide Elternteile arbeiten gehen müssen, um ein Leben über dem Existenzminimum führen zu können. Das würde er gerne verbessern. Er selbst trägt dazu vielleicht mehr bei, als ihm bewusst ist. Immerhin gibt er jungen Menschen eine Chance. Und das voller Leidenschaft.

An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal bei Udo Dohlen für den eindrucksvollen Austausch bedanken. Ich wünsche Ihnen und Ihrem Unternehmen alles Gute!

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