Svenja und Laura: Ein gutes Gefühl für Stolberg
Gerne würde ich an dieser Stelle die Taste für Wahlkampfpause drücken. Denn diese Geschichte ist mir zu wichtig, als dass sie nicht veröffentlicht werden sollte. Sie handelt von zwei jungen Frauen, die ich persönlich sehr bewundere. Laura und Svenja. Sie möchten ihre Geschichte hier Raum geben. Einer Geschichte, die inspiriert. Über zwei junge Unternehmerinnen, die sich erfolgreich eine Existenz aufgebaut haben. Eine Existenz, die die Flut (wie so viele andere) bedrohte. Die aber mit Unternehmerinnengeist und Hingabe nach wie vor im Geschäft sind. Ein Geschäft, das die Zukunft sein könnte. Für triste Innenstädte. Und für modernen Einzelhandel.
Orte zum Verweilen und entdecken
Innenstädte sollen doch Orte der Bewegung sein. An dem es etwas zu entdecken gibt. In denen man bummeln kann. An denen man Inspiration findet, Dinge entdecken kann. Ganz individuell. Das ein oder andere mit Herzenslust kauft. Und an denen ein gutes Gefühl bleibt, das man mit nach Hause nimmt. All das sollen die Läden vermitteln, die Laura und Svenja in der Stolberger Innenstadt betreiben. Sie tragen die Namen Zwo.Null und OhSveniYeah. Ungewöhnliche Namen für ungewöhnliche Orte. Und alles sind eine Art ideal für modernen Einzelhandel. Ihre Läden sollen die Einkaufsstraße in Stolberg bereichern. Zum Stöbern einladen, zum Verweilen, einander begegnen. Genau das Gegenteil, was heute viele gehetzte Shopping-Tempel mit ihrer Kaufwut darstellen. Ob man im Laden kauft, online, oder über die sozialen Netzwerke, das ist Svenja und Laura ziemlich egal. Alle Kundinnen und Kunden sind gerne gesehen. Das spürt man. Die persönliche Note. Die Hingabe. Der Einkauf soll daher vor allem eines: Ein gutes Gefühl hinterlassen.
Mehrheitlich machen Laura und Svenja ihren Umsatz tatsächlich digital. Vor allem über ihre mehrere tausend Follower auf Instagram. Die Menschen, die ihnen dort folgen, sind mehr als Konsumentinnen und Konsumenten, es sind Menschen, die sich mit den Konzepten und Waren identifizieren. Irgendwie eine schöne neue Welt. Läden zum Wohlfühlen und ebenso überzeugende Online-Konzepte. Klein, fein, mit Herzblut. Und erfolgreich obendrein. Einige Ältere meinen, das brauche man nicht. Doch. Denn das könnte doch die Zukunft des Einzelhandels sein.
Bis aufs letzte Hemd
Bevor sich Laura und Svenja mit der Zukunft beschäftigen können, müssen sie die nahe Vergangenheit hinter sich lassen. Ihre Läden sind komplett abgesoffen. Die Lager fast vollständig zerstört. Gerade ein einziges T-Shirt hat Laura aus ihrem Kleiderlager retten können. Zur Erinnerung hat sie es gerahmt und präsentiert es stolz. Stolz können die beiden vor allem auf ihren unbändigen Enthusiasmus sein. Denn vor der Flut kam Corona. Und auch diese Krise haben sie gut überstanden. «Wir hatten zwei der schönsten Lagerflächen in ganz Stolberg», erzählen die beiden. Natürlich sei vor Ort nicht viel los gewesen, aber der Online-Verkauf hatte Konjunktur. Das ist das Erfolgsrezept dieser jungen Unternehmerinnen. Es geht um mehr als Konsum. Es geht um Selbstverwirklichung, Ideen, Mut und auch Tatkraft. So hat Laura trotz der schweren Zeiten sich den Wunsch von einem eigenen Label erfüllt, das sie binnen fünf Jahren umsetzen wollte. «Es ist sehr cool geworden», findet sie. Und ich auch. Um ihr Label Maja baut sie sich jetzt ihre eigene Marke auf. Das geht nicht von heute auf morgen. Und braucht Hingabe und Beharrlichkeit. Obendrein hat sie nach der Flut nebenbei in der Firma ihres Mannes ausgeholfen um zu unterstützen. Auch Svenja lebt ihren Traum. Sie ist junge Unternehmerin und junge Mutter. Wahnsinn, was diese beiden Power-Frauen auf die Beine stellen.
Würden sich mehr junge Einzelunternehmen in Stolberg ansiedeln, wäre das eine Bereicherung für alle, sind sie überzeugt. Bis es soweit ist, gilt es jedoch noch die Folgen der Flut aufzuräumen und die Läden wieder auf Vordermann zu bringen. Bis dahin improvisieren sie vor Ort. Zum ersten Mal seit langem waren sie an einem von der Stadt Stolberg eingerichteten Verkaufszelt am Kaiserplatz wieder präsent vor Ort. Seit dem 6. Mai ist der Conceptstore im Steinweg wieder eröffnet. Wie es dann weitergeht? Sie wollen die Einkaufsstraße wiederbeleben. Super fänden sie, wenn die Stadt dafür ein neues Gesamtkonzept aufsetzen würde- Es wäre eine Chance für ein Stück neue Normalität und ein gutes Lebensgefühl in Stolberg. Aber auch für den jungen Einzelhandel, der neue Impulse gibt. Und ein gutes Gefühl hinterlässt. Genau wie Lauras und Svenjas Läden.